Berlin, Bendlerstraße: kurz nach 6 Uhr, Abfahrt des Obersten Claus Schenk Graf von Stauffenberg von seiner Wohnung am Wannsee; er fliegt gegen 7 Uhr mit seinem Adjutanten, Oberstleutnant Werner von Haeften nach Ostpreußen.

Paris: früher Vormittag, Oberst Eberhard Finckh, OQu. des Oberbefehlshabers (Ob) West, erhält von Zossen (Gen. Quartiermeisteramt) das Stichwort "Übung" (Attentat steht heute bevor); ebenso Oberstleutnant Dr. Cäsar von Hofacker (Stab Militärbefehlshaber von Frankreich).

9 Uhr bis nachmittags, Ob. West, Generalfeldmarschall (GFM) Hans-Günther von Kluge, auf einer Befehlshaber-Besprechung im Wald ostwärts St. Pierre-Dives.

Wolfschanze: FührerHauptQuartier (FHQu.) Rastenburg: gegen 10.15 Uhr, Oberst Graf von Stauffenberg trifft mit seinem Adjutanten, Oberstleutnant von Haeften, im FHQu. ein.

Frühstück im Teehaus mit Rittmeister von Möllendorf (Adjutant des Lager Kdt., Oberstleutnant Streve).

Aussprache mit General Erich Fellgiebel (Chef der Wehrmacht. Nachr. Wesens) im Nachrichtenbunker.

Dienstliche Unterredung mit General Walter Buhle (Chef des Heeresstabes bei IOKW) und Generalleutnant Henning von Thadden (Chef des Stabes beim Wehrkreisbefehlshaber I).

Berlin, Bendlerstraße: gegen 11 Uhr, Aussprache zwischenWolf Heinrich Graf von Helldorf (Polizeipräsident. von Berlin) und Dr. Hans Bernd Gisevius.

Wolfschanze: FHQu. Rastenburg: gegen 12 Uhr, Stauffenberg meldet sich beim Chef OKW, Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel.

Berlin, Bendlerstraße kurz nach 12 Uhr, Major i. G. Egbert Hayessen berichtet dem Stadtkdt. von Berlin, Generalleutnant Paul von Hase, von dem beabsichtigten Attentat auf Hitler.

12.30 Uhr, General von Haase fordert auf Befehl des Chefs des Stabes des AHA, Oberst Albrecht Ritter Merz von Quirnheim, beim Polizeipräsidenten von Berlin, Graf Helldorf, 8-10 Kriminalbeamte an, die über die Lage der verschiedenen Ministerien gut Bescheid wissen. In der Bendlerstraße finden sich von den Verschwörern u. a. ein: Ulrich Graf Schwerin von Schwanenfeld, General Oberst Erich Hoepner. Später: Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg; ORR Peter Graf York von Wartenburg, Dr. Eugen Gerstenmaier und Berthold Graf von Stauffenberg.

Wolfschanze: FHQu. Rastenburg: 12.30, Beginn der Führerbesprechung im Gästehaus (sog. Speerbaracke)

Generalleutnant Adolf Heusinger hält Vortrag über die Lage an der Ostfront.

Im Vorraum der Lagerbracke drückt Stauffenberg mit einer kleinen Zange den Zeitzünder der Bombe in seiner Aktentasche ein (da ihm die rechte Hand und 2 Finger an der linken Hand fehlen)

3. Attentatsversuch; 1. am 11.7.; 2 am 15.7.

12.37 Keitel stellt Stauffenberg Hitler vor und meldet, dass dieser über den Einsatz von Sperrdivisionen berichten werde.

Stauffenberg verläßt unter dem Vorwand, telefonieren zu müssen, den Raum, nachdem er seine Aktentasche in die Nähe Hitlers rechts neben Oberst Heinz Brandt am Tischende abgestellt hat. General Rudolf Schmundt oder Oberst Brandt (Konteradmiral Hans-Erich Voß) schiebt die Tasche auf die Hitler abgewandte Seite des die Eichenplatte tragenden Sockels des großen Kartentisches (neben den Stenografen Heinrich Berger).

12.42 Uhr Explosion der Bombe.

12.43 Der wachhabende Leutnant der Wache 1 ordnet Sperre an. Schließung des Sperrkreises A durch den wachhabenden Leutnant.

12.44 Stauffenberg und Haeften passieren die Wache des Sperrkreises A.

12.45 Auslösung des Alarms für beide Sperrkreises.

Stauffenberg wird an der "Außenwache" Süd durch Fw. Kolbe aufgehalten, erhält aber von Rittmeister von Möllendorf telefonisch die Erlaubnis zu passieren. Fahrt zum Flugplatz. (Unterwegs wirft Haeften ein Paket mit Sprengstoff aus dem Wagen).

Gegen 13 Uhr General Fellgiebel verhängt Nachrichtensperre über das FHQu (nicht SS-Leitungen!) offenbar bis 15.30 Uhr.

Berlin, Bendlerstraße und ihre Gegenspieler: kurz nach 13 Uhr Reichsminister Goebbels erhält Kenntnis von dem Attentat (offenbar ohne Einzelheiten).

Wolfschanze: FHQu. Rastenburg: 13.15 Uhr, Rückflug Stauffenbergs und Haeftens nach Berlin in einer He 111 (die auf Befehl des General Quirnheim, General Wagner, bereitgestellt worden ist).

Anruf Fellgiebels (Oberst Hahn) bei Generalleutnant Thiele in Berlin: (Nachricht über Mißlingen des Attentats? Der Führer sei verletzt).

Bormann trifft am Tatort ein, kurz darauf, um 13.30 Uhr, Himmler. Der Verdacht fällt zunächst auf die im FHQu. beschäftigten OT-Arbeiter.

Berlin, Bendlerstraße: 13.55 Uhr, Gisevius ruft im Reichskriminalamt an, um von SS-Gruppenführer Nebe etwas über das Attentat zu erfahren ("ohne Ergebnis").

Wolfschanze: FHQu. Rastenburg: kurz vor 14 Uhr, General Wilhelm Burgdorf im FHQu. eingetroffen; er übernimmt die Geschäfte Chef HPA (Heerespersonalamt).

Himmler fordert von Berlin (Reichskriminalamt) Fachleute zur Aufklärung des Attentats an (Heinrich Müller ["Gestapo-Müller"]). Der Verdacht richtet sich gegen Oberst Graf von Stauffenberg; Himmler gibt Weisung, ihn in Rangsdorf festzunehmen.

Paris: etwa 14.30, Oberst Fincks erreicht aus Berlin das Stichwort "Abgelaufen" (Attentat vollzogen), er fährt daraufhin zum Chef des Generalstabes Ob West, General Günther Blumentritt, nach St. Germain.

Wolfschanze: FHQu. Rastenburg: gegen 15 Uhr, Oberst Hahn, Chef des Stabes bei Fellgiebel, warnt Oberstleutnant. i. G. Graf Kielmansegg (Operationsabteilung): "alle Leitungen werden durch SS überwacht".

Berlin, Bendlerstraße: kurz nach 15 Uhr, Generaleutnant Chef WNV, überbringt die Nachricht aus Rastenburg (Kurzgespräch mit Fellgiebel: Bei einer Explosion seien mehrere Personen getötet worden. General Oberst Hoepner und General Friedrich Olbricht warten mit der Auslösung des Unternehmens "Walküre" noch ab; sie wollen erst Gewißheit haben, um nicht einen zweiten Probealarm (ein erster fand am 15.7. statt!) aufs Spiel zu setzen.

Berlin, Bendlerstraße und ihre Gegenspieler: 15 bis 16 Uhr, Leutnant Dr. Hagen (Referent im Propaganda. Ministerium.) hält wor dem Unterführerkorps des Wachabtl. "GD" einen Vortrag über NS-Führungsfragen und berichtet über die Lage.

Berlin, Bendlerstraße: 15.30 bis 15.45 Uhr, Stauffenberg und Haeften in Rangsdorf eingetroffen. Haeften gibt telefonisch an die Bendlerstraße durch: "Hitler ist tot".

Paris: etwa 15.30 Uhr, Oberst Finckh meldet General Blumentritt den Tod Hitlers und die Bildung einer neuen Regierung Beck-Goedeler.

Berlin, Bendlerstraße: 15.50 bis 16 Uhr, erst jetzt löst General Olbricht "Walküre" mit dem Stichwort "Deutschland" aus;

General von Hase erhält die entsprechenden Anweisungen. Olbricht meldet dem BdE, Generaloberst Fromm, der Führer sei tot; er müsse "Walküre" auslösen.

Wolfschanze: FHQu. Rastenburg: gegen 16 Uhr, Mussolini trifft in einem Sonderzug auf dem kleinen Bahnhof des FHQ ein.

16.10 Uhr, Keitel meldet den Anruf des BdE, Generaloberst Fromm; dieser habe sich nach dem Attentat erkundigt.

Berlin, Bendlerstraße: 16.10 Uhr, Rückfrage Fromms im FHQ; Keitel bestätigt das Attentat. Der Führer sei aber nur leicht verletzt.

Berlin, Bendlerstraße und ihre Gegenspieler: kurz nach 16.10 Uhr, das Wachbatallion "Großdeutschland" erhält das Alarmstichwort für "Walküre". Major Remer, der Kdr. des Btl. fährt zu General von Hase zur Einweisung.

Ferner werden alarmiert: (bis 17.30 Uhr Heeresfeuerwerkerschule; Heereswaffenmeisterschule, Landeschützenabtl. 311 und 320.

Reich und annektierte Gebiete: Wien, Spätnachmittag, der Befehlshaber des Wehrkreises General d. Pz. Tr. von Esebeck, bittet die Gauleiter, Reichsstatthalter, den Gaupropagandaleiter, den höheren SS- und Polizeiführer, den Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD zu einer Besprechung (Gauleiter B. von Schirach und Dr. Jury befanden sich allerdings außerhalb Wiens.

Festnahme des Inspekteurs der Sicherheitspolizei und des SD, des stellv. Gauleiters Scharitzer und des Gauprop. Leiter Frauenfeld, SS-Obergruppenführers Wuermer, des SS- und Polizeiführers und des Polizeipräsidenten durch Offizier des Gen. Kdo.; Aufforderung, die KZ-Lager in dem Insp.-Bereich bekanntzugeben.

Generalleutnant Sinzinger erhält die Weisung, Festnahmen entsprechend der Befehle aus der Bendlerstraße durchzuführen und jeden Widerstand mit Waffengewalt zu brechen.

Chef des Generalstabes, Oberst Kodre, bzw. General von Esebeck telefonieren mit Berlin; Stauffenberg besteht auf Durchführung der gegebenen Befehle.

Berlin, Bendlerstraße: 16.20 Uhr, daraufhin befiehlt Fromm, "Walküre" nicht einzuleiten. Polizeipräsident Graf Helldorf wird in die Bendlerstraße befohlen. General Oberst Beck in Zivil und H. B. Givevius finden sich in der Bendlerstraße ein.

Zwischen 16.30 und 17 Uhr, Stauffenberg und Haeften treffen in der Bendlerstraße ein; Meldung bei Fromm. Stauffenberg gesteht das Attentat ein; der Führer sei tot. Olbricht weist Fromm daraufhin, dass er "Walküre" bereits ausgelöst habe. Da Fromm sich weigerte, die Putschisten zu unterstützen, wird er festgenommen.

Beck fordert die Verschwörer auf, zu handeln, als ob Hitler tot sei,

16.30 Uhr, Hauptmann Klausing, AHA, überbringt dem Leiter des Nachrichtendienstes OKW, Leutnant Röhrig, ein Fernschreiben ("Der Führer Adolf Hitler ist tot"); nach Abänderung der ersten Zeile ("Innere Unruhen") durch Klausing wird das Fernschreiben zwischen 17.35 und 21.03 Uhr mit höchster Dringlichkeit an 20 Anschriften befördert (von Wachmeister Tegeder und 4 Fernschreiberinnen).

Berlin, Bendlerstraße und ihre Gegenspieler: 16.30 Uhr, "Walküre" für die Pz. Ersatzbrigade Döberitz (Oberst Bolbrinker) befohlen.

Paris: 16.30 bis 17 Uhr, Oberst Graf Stauffenberg telefoniert mit Oberstleutnant von Hofacker und berichtet ihm über das Attentat.

Aktion in Paris/Frankreich läuft an: Der höhere Nachrichtenführer, General Oberhäuser, erhält den Auftrag, den gesamten ihm unterstellten Funk- und Fernsprechverkehr zwischen Frankreich und Deutschland bis auf die Linie Berlin zu sperren und die Sender in Paris zu besetzen. Stadtkdt. von Groß-Paris Generalleutnant von Boineburg-Lengsfeld (mit Chef des Stabes Oberst von Unger) wird zum Befehlshaber General Carl Heinrich von Stülpnagel befohlen.

Berlin, Bendlerstraße und ihre Gegenspieler: gegen 16.45 Uhr, Renner kehrte zu seinem Btl. zurück mit dem Auftrag, das Regierungsviertel einzuschließen.

Wolfschanze: FHQu. Rastenburg: gegen 17 Uhr, Himmler ruft die Prinz-Albrecht-Straße (Berlin) an und befiehlt, Stauffenberg in der Bendlerstraße unauffällig festzunehmen.

Laufende Anrufe der verschiedenen Befehlshaber im FHQ, ob Hitler wirklich tot sei. ñ Keitel versucht vergeblich, mit Fromm oder Olbricht in Berlin Verbindungen zu bekommen.

Berlin, Bendlerstraße: 17 Uhr, General von Kortzfleisch, Kdr. General des Wehrkreises III, erscheint in der Bendlerstraße; Generaloberst Beck läßt ihn festnehmen, da er den neuen Befehlen nicht Folge leisten will. Generalleutnant von Thüngen übernimmt den Befehl über das Generalkommando.

Nach 17 Uhr, SS-Oberführer Dr. Piffrader, mit dem Auftrag, Stauffenberg zu verhaften, wird von den Verschwörern festgenommen.

Berlin, Bendlerstraße und ihre Gegenspieler: 17 bis 17-30 Uhr, Remer weist seine Offiziere in die befohlenen Aufträge ein. Leutnant Hagen, der durch die Mitteilung Remers Verdacht schöpft (zumal er mittags GFM von Brauchitsch im Wagen erkannt zu haben meinte), bittet um Erlaubnis, sich bei Goebbels orientieren zu dürfen. Er berichtet dem Reichsminister über das Anlaufen von "Walküre". Beide vereinbaren, Major Remer kommen zu lassen, um ihn über die wahre Lage aufzuklären; die Leibst. "A. H." wird alarmiert, aber in "Sitzbereitschaft" in der Lichterfelder Unterkunft belassen.

Major Remer fährt erneut zum Stadtkdt. von Berlin; er wird dort von einem seiner Offiziere über die Unterredung Goebbels-Hagens unterrichtet.

Wolfschanze: FHQu. Rastenburg: gegen 17.30 (17.20) Uhr, Blitzgespräch Hitler-Goebbels, Goebbels soll eine Rundfunkmeldung bringen, dass ein Attentat verübt worden, aber mißlungen sei; Hitler lebe.

Berlin, Bendlerstraße: bis 17.30 Uhr, die Alarmierung der außerhalb Berlins liegenden Truppen ist durchgeführt. (Inf. Schule Döberitz; Pz. Tr. Schule Wünsdorf; Artl. Schule Jütebog; Schule für Schnelle Truppe in Krampnitz).

17.50 Uhr, Hptm. Klausnitz überbringt der Nachrichtenzentrale das Fernschreiben: "Die vollziehende Gewalt wird in den Wehrkreisen den stellv. Kdr. General und Wehrkreis Befehlshabern übertragen". (Von 18.30 bis 21.22 Uhr abgesetzt). Nicht erhalten: Wehrkreis München; Danzig. Lt. Röhrig kommen ersten Bedenken.


Wolfschanze: FHQu. Rastenburg: gegen 18 Uhr, Mussolini verläßt die "Wolfsschanze".

Hitler läßt im Auswärtigen Amt anrufen (ohne Ergebnis). Er spricht erneut mit Goebbels (Wo bleibt die Rundfunkmeldung?)

Berlin, Bendlerstraße: 18 Uhr, Oberstleutnant. von Haeften übergibt Leutnant Röhrig das Fernschreiben, mit dem "Walküre 2. Stufe" ausgelöst wird. (Zwischen 20.45 bis 23 Uhr abgesetzt).

Paris: gegen 18 Uhr, das Sicherungsrgt. 1 wird alarmiert (Oberstleutnant von Kräwel).

Wolfschanze: FHQu. Rastenburg: nach 18 Uhr, Hitler unterschreibt den von Himmler fertig ausgearbeiteten Befehlsentwurf:

Himmler wird zum Befehlshaber des Ersatzheeres ernannt mit allen Vollmachten.

Generaloberst Guderian m. d. W. d. G. des Chefs Generalstabes des Heeres beauftragt.

Berlin, Bendlerstraße: kurz nach 18 Uhr, die zur Besprechung bei Fromm eintreffenden Amtsgruppenchefs (die Generale Specht, Kuntze und Strekker) werden festgenommen. Sie können aber gegen 20.30 Uhr aus der Bendlerstraße entkommen.

Paris: 17 bis 18 Uhr, Oberst West, GFM von Kluge, kehrte zum Gefechtsstand nach La Roche Guyon zurück. Generalleutnant Speidel, Chef Generalstabes der HGr. B, unterrichtet ihn über die Vorgänge in Berlin, weist aber auf die sich widersprechenden Nachrichten und Unklarheiten hin.

GFM Sperrle, Chef der Luftflotte 3, und der Militärbefehlshaber Frankreichs werden.

Gegen 18.15 Uhr, zur Besprechung nach La Roche Guyan befohlen.

Berlin, Bendlerstraße und ihre Gegenspieler: 18.30 Uhr, das Wachbatallion hat befehlsgemäß das Regierungsviertel abgeriegelt.

Wolfschanze: FHQu. Rastenburg: 18,35 Uhr, Hitler spricht mit Major Remer, Kdr. des Wachbatallion in Berlin.

Berlin, Bendlerstraße und ihre Gegenspieler: 18.35 Uhr, Major Remer meldet sich bei Goebbels und wird von diesem mit Hitler verbunden; letzterer befiehlt dem Major, den Militärputsch sofort niederzuwerfen. Remer ist Hitler persönlich unterstellt. Er verlegt seinen Befehlsstand in das Vorzimmer Goebbels.

Remer telefoniert mit Major Wackernagel (Cottbus), dieser meldet ihm, dass die Masse der Pz. Gren. Einsatzbrigaden "GD" auf Königswursterhausen marschieren, um den Deutschlandsender zu besetzen.

Berlin, Bendlerstraße: 18.45 Uhr, Lt. Röhrig erhält das Fernschreiben mit der Ernennung den Generaloberst Hoepner zum BdE und Ob des Heimatkampfgebietes. (Erst von 20.20 bis 21.15 Uhr an einen Teil der Anschriften abgesetzt).

Gegen 18.45 Uhr - 1. Sondermeldung des Deutschlandsenders über das mißglückte Attentat auf Hitler.

Berlin, Bendlerstraße: Oberst Jaeger meldet sich bei General von Hase mit dem Auftrag, Goebbels festzunehmen.

Oberst Gläsemer, Kdr. der Pz. Tr.-Schule II Krampnitz, wird festgesetzt. Er kann gegen 22 Uhr entweichen.

Gegen 19 Uhr, Telefongespräche zwischen Beck und Stülpnagel, Beck und Kluge (Paris).

Berlin, Bendlerstraße und ihre Gegenspieler: bis 19 Uhr, die Feuerwerkschule im Zeughaus und die Waffenmeisterschule im Schloss beginnen ihre Stützpunkte in Berlin einzurichten.

Paris: gegen 19 Uhr, Anruf des Generaloberst Beck bei General von Stülpnagel: Was auch immer an der Meldung wahr sei, die Würfel seien gefallen, es müsse gehandelt werden. Stülpnagel bekennt sich rückhaltlos zu Beck und verspricht, den gesamten SD und SS mit ihren Führern in Frankreich festzusetzen.

Gespräch Becks mit Kluge: Kluge fordert erst Gewißheit über den Tod Hitlers. Auf die Frage Becks, ob er bereit seim auf jeden Fall zu handeln, weicht Kluge aus ("ja und nein"), er müsse sich erst ein Bild von den Vorgängen verschaffen, bevor er derart schwerwiegende Schritte unternehme.

Nach 19 Uhr, Anruf des General von Falkenhausen (Militärbefehlshaber von Belgien und Nordfrankreich) bei Kluge, wie er sich angesichts der sich widersprechenden Nachrichten zu verhalten habe. Kluge empfiehlt, zunächst Klärung der Lage abzuwarten.

Reich und annektierte Gebiete, Prag: 19 Uhr, General Schaal findet den Befehl des Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben vor; er ruft in Berlin an. Am Apparat meldet sich Stauffenberg. Dieser bestätigt die Richtigkeit der gegebenen Befehle; "Es komme darauf an, nun mit allen Mitteln die vollziehende Gewalt in die Hand zu nehmen und Ruhe und Ordnung zu gewährleisten. Die befohlenen Maßnahmen gegen den SD seien beschleunigt durchzuführen".

General Schaal befiehlt die Auslösung der Stichworte "Odin" und "Johannes".

Berlin, Bendlerstraße: kurz nach 19 Uhr, Verbindung zur HGr. Nord (Baltikum) wird hergestellt. Generaloberst Beck befiehlt dem Chef des Generalstabes alle Vorbereitungen zu treffen, die HGr. auf die Düna und bis Ostpreußen zurückzunehmen.

Anruf der Org. Abt. des OKH aus Rastenburg: Das Attentat sei mißglückt.

Pausenlos Anrufe von den Kommandierenden Generalen im Reich mit Rückfragen. Stauffenberg erklärt immer wieder Hitler sei tot, das Heer habe die vollziehende Gewalt übernommen.

19.15 Uhr, Lt. Röhrig erhält das Fernschreiben: "Rundfunkcommunique trifft nicht zu. Führer ist tot". Von 19.45 bis 21.12 Uhr abgesetzt.

Paris: 19.28 Uhr, der erste grundlegende Befehl mit der Unterschrift GFM von Witzleben (neuer Ob der Wehrmacht) trifft in La Roche Guyan ein: er macht auf Kluge starken Eindruck. Dieser erwägt mit seinem Chef, General Blumentritt, einen Waffenstillstand im Westen einzuleiten und zunächst den V-Waffen-Beschuß gegen England einzustellen.

Reich und annektierte Gebiete: 19.30 Uhr, Schaal bittet SS-Obergr. Dr. Frank, dringend zu ihm zu kommen.

19.45 Uhr, Nürnberg hat den Befehl über den Belagerungszustand erhalten.

Kurz vor 20 Uhr, SS-Standartenführer Dr. Gies (Vertreter Fanks) trifft bei General Schaa ein und wird festgehalten. Anruf in Berlin; Gespräch mit Hoepner. Schaal bittet, "eine Art Ehrenabkommen" mit dem Staatsminister Dr. Frank schließen zu können, um der Lage gegenüber den Tschechen gewachsen zu bleiben. Hoepner stimmt einer den örtlichen Verhältnissen angepaßten Regelung zu.

Wolfschanze: FHQu. Rastenburg: 20.00 Uhr, Herausgabe eines Aufrufs des Ob. d. M. an die Kriegsmarine. (Über den "heimtückischen Mordanschlag auf den Führer").

Berlin, Bendlerstraße und ihre Gegenspieler: gegen 20 Uhr, die Pz. Ersatzbrigade, auf dem Fehrbelliner Platz eingetroffen, erhält vom Chef des Stabes des Generalinsp. der Pz. Tr. Generalmajor Thomale, den Befehl, den Putsch niederzuschlagen.

Kaltenbrunner erscheint in der Hermann-Göring-Straße (Reichsprop. Ministerium), um sich ein genauer Bild von der Lage in Berlin zu machen.

Paris: gegen 20 Uhr, Fernschreiben des GFM Keitel trifft ein: alle Befehle mit der Unterschrift des GFM von Witzleben und des Generaloberst Hoepner seien ungültig.

General Blumentritt spricht mit dem FHGu, sodann mit General Oberg. Beide Gespräche bringen keine Klarheit Gespräch mit Generalmajor Stieff: dieser bestätigt, dass Hitler lebe und das Attentat mißglückt sei.

Entschluß des GFM von Kluge sich den Putschisten in Berlin nicht zu unterstellen.

20.10 Uhr, Fernschreiben der Bendlerstraße: "Der Führer ist tot".

Berlin, Bendlerstraße: 20.15 Uhr, GFM von Witzleben verläßt die Bendlerstraße, er hält das Unternehmen offenbar für gescheitert.

Wolfschanze: FHQu. Rastenburg: 20.20 Uhr, Fernschreiben Keitels an alle Wehrkreisbefehlshaber: Himmler BdE, nur seinen Befehlen sei Folge zu leisten.

Paris: nach 20 Uhr, das Sicherungsregiment 1 wird durch den General beim Stabe des Stadtkdt. von Paris, Generalmajor Brehmer, in seinen Auftrag eingewiesen: Besetzung der SD- und SS-Unterkünfte. Verhaftung nicht "im Namen des Führers". Angriffzeit: 22.30 Uhr.

Beim Ob West treffen ein: GFM Sperrle; daraufhin General von Stülpnagel mit Oberstleutnant von Hofacker. Dieser schildert den Beginn der Erhebung. Kluge weist auf das Fernschreiben Keitels hin; der Aufstand sei mißglückt. Es sei "unverantwortlich", jetzt einzugreifen.

Ein Gespräch mit Berlin (Merz) wird gestört.

General von Stülpnagel bekennt, dass er alle Maßnahmen in Paris habe anlaufen lassen. General Blumentritt ruft im Auftrage Kluges in Paris an, doch gibt Oberst von Linstow (Chef des Stabes des Militärbefehlshabers) zu verstehen, dass die Maßnahmen nicht mehr aufzuhalten seien.

Stülpnagel versucht vergeblich Kluge zum Handeln mitzureißen (Einstellung des Widerstandes im Westen; Verbindungsaufnahme mit den Alliieren); Hofacker unterstützt ihn. Kluge betont nur immer wieder, er wäre bereit gewesen, mitzumachen, "wenn Hitler tot" gewesen wäre.

Hofacker: "Herr Feldmarschall, Sie stehen mit Ihrem Wort und mit Ihrer Ehre der Armee liegt in Ihrer Hand...".

Wolfschanze: FHQu. Rastenburg: 20.30 Uhr, der stellv. Chef des WF-Stabes, General Warlimont, berichtet den Offizieren des OKW über das Attentat (im Offiziersheim).

Berlin, Bendlerstraße: 20.30 Uhr, Verbindung mit Wien, dann mit Stettin hergestellt, beide haben jedoch schon Gegenbefehle erhalten.

Berlin, Bendlerstraße und ihre Gegenspieler: zwischen 20.30 bis 21 Uhr, Goebbels spricht vor dem inzwischen in der Hermann-Göring-Straße zusammengezogenen Wachbtl. "Groß-Deutschland".

Berlin, Bendlerstraße: 20.35 Uhr, Nachrichten-Zentrale nimmt ein Fernschreiben von Keitel auf: "Himmler zum Befehlshaber des Ers. Heeres ernannt." General Olbricht befiehlt, das Fernschreiben nicht weiterzuleiten.

20.20 bis 21.02 Uhr, die Fernschreiben über die Standrechtverordnung 1 bis 5 werden von einer Vorzimmerdame Leutnant Röhrig ausgehändigt, die dieser aber nicht mehr absetzt.

Wolfschanze: FHQu. Rastenburg: 20.50 Uhr, Fernmündliche Weisung des Oberst der Marine an die Seekriegsleitung über das Verhalten der Marine gegenüber den Putschisten.

Gegen 21 Uhr, Teile des Wachbatallion besetzen den Bendlerblock.

Berlin, Bendlerstraße und ihre Gegenspieler: 21.15 Uhr, Hitler befiehlt (durch Goebbels) dem Chef des Allgemeinen Wehrmachtsamtes, General Reinecke, die Führung der Truppen des Stadtkdt. und des Wachbatallion zu übernehmen und gegen die Bendlerstraße vorzugehen. (Reinecke orientiert entsprechend General von Hase.)

Paris: 21 Uhr, Oberst von Linstow telefoniert mit Stülpnagel. Er erfährt, dass Oberst West noch unentschlossen sei; Kluge versagt sich. Er enthebt Stülpnagel seines Postens.

Berlin, Bendlerstraße: Gegen 21 Uhr, Teile des Wachbattalion besetzen den Bendlerblock.

Nach 21 Uhr, Rundfunkdurchsage: Hitler werde bald zum Deutschen Volk sprechen.

Wolfschanze: FHQu. Rastenburg: zwischen 21 und 22 Uhr, sog. Abendlage. Generalmajor Herfurth, Chef des Stabes, des stellv. Kdr- General, des III. A. K., meldet, es handele sich in Berlin um einen Militärputsch. Er habe aber die "Zügel" fest in der Hand.

21.40 Uhr, Befehl Dönitz zur Verhaftung des Marinestabsrichters B. Graf von Stauffenberg.

Berlin, Bendlerstraße: 21.35 bis 22.01 Uhr, Fernschreibens Keitels von 20.35 Uhr wird vom Leiter der NZ durch Funk an 20 Anschriften weitergeleitet; gleichzeitig Sperrung und Ungültigkeitserklärung der Fernschreiben, die bis dahin abgesetzt worden sind.

Nach 21.30 Uhr, General von Hase wird von der SS verhaftet.

Paris: gegen 21.30 Uhr, Rückfrage in der Bendlerstraße. Hier erklärt man, die Meldung des Deutschlandsenders sei nichtig.

21.35 Uhr, Admiral Krancke, Ob Marinegruppenkommando West (er verfügte über 5.000 Mann) wird durch einen Tagesbefehl des Großadmirals von Dönitz zu "heiligem Zorn gegen unsere verbrecherischen Feinde und ihre Mietlinge" aufgerufen.

Reich und annektierte Gebiete: 21.45 Uhr, General Schaal ruft erneut in Berlin an und spricht mit General Oberst Hoepner; dieser berichtet ihm über die Lage. Daraufhin lässt Schaal Dr. Gies frei.

Berlin, Bendlerstraße: 22.30 Uhr, nachdem die Truppen des Wachbatallion aus der Bendlerstraße abgezogen sind, befiehlt General Olbricht Offizieren des Hauses, den Schutz zu übernehmen. Sechs Generalstabs Offizieren werden als Wachhabende für die sechs Ausgänge eingeteilt.

Berlin, Bendlerstraße und ihre Gegenspieler: nach 22 Uhr, unter Führung der Oberstleutnats Pridun, von der Heyde und Herber (Abt. Leiter bei In. 6; Ia 1 und Ib des General Olbricht) sammelt sich eine Gruppe von Offizieren, die in den Putsch nicht eingeweiht waren, in der Bendlerstraße zur Klärung der Lage und zum bewaffneten Gegenstoß gegen die Verschwörer; unter der Parole: "Für oder gegen den Führer" beginnt dieser; er endet mit der Verhaftung der Verschwörer und der Befreiung Fromms.

Gegen 22.50 Uhr, Fromm verkündet eine standgerichtliches Urteil wegen Hoch- und Landesverrat über Olbricht, Stauffenberg, Merz von Quirnheim und von Haeften.

Paris: nach 22 Uhr, Oberst Stauffenberg gibt nach Paris an Oberst von Linstow durch: in Berlin ist alles verloren.

22.30 Uhr, der Sturm auf die SS-Unterkünfte setzte ein. Verhaftung des General Oberg. (Höherer SS- und Polizeiführer in Frankreich).

Berlin, Bendlerstraße: 22.40 Uhr, Oberst Müller von der Inf. Schule Döberitz, die seit 17 Uhr alarmiert ist, meldet sich bei Olbricht. (Der KDR. der Schule General Hitzfeld, war abwesend in Baden; Müller kehrte erst gegen 20.30 Uhr vom auswärtigen Dienst in die Schule zurück.) Er bittet um schriftliche Vollmacht, um mit der Inf. Schule unverzüglich die Sender in Berlin in Besitz zu nehmen und die eingetretene Stockung zu beseitigen. (Um 23.45 Uhr kehrt er mit dieser Vollmacht nach Döberitz zurück.)

Reich und annektierte Gebiete: 22.40 Uhr, General Schaal trifft in der Dienststelle des Befehlshabers der Waffen-SS ein. Auf Forderung von SS-Obergr. Führer Dr. Frank ordnet er die sofortige Zurücknahme aller Alarmbefehle an.

Wolfschanze: FHQu. Rastenburg: 23 Uhr, Verhaftung der Generale Fellgiebel und Stieff.

Paris: gegen 23 Uhr, die entwaffneten SS- und Polizeiverbände werden ohne Widerstand in die Pariser Gefängnisse (u. a. in Fresenes) eingeliefert. 1.200 Mann befinden sich im Gewahrsam der Heeres.

Berlin, Bendlerstraße: 23.15 bis 23.45 Uhr, Selbstmord des Generaloberst Beck.

Berlin, Bendlerstraße und ihre Gegenspieler: gegen 23.15 Uhr, die Kampfgruppe des Obestleutnant Schlee (4. Wachbatalion GD) besetzt die Bendlerstraße.

Wolfschanze: FHQu. Rastenburg:, 23.40 Uhr, Meldung liegen vor, dass in den Wehrkreisen II, III, VI und X "alles in Ordnung sei".

Nach 24 Uhr, Himmler berichtet über die Revolte in Berlin.

Paris: nach 24 Uhr, Rückkehr Stülpnagels nach Paris (ins Hotel Raffael). General von Boineburg und Oberst von Linstow melden, was in Paris geschehen ist.

Unter dem Eindruck verschiedener Nachrichten (Alarmierung der Marine und Ultimatum S. Dietrichs) entschließt sich Oberstleutnant von Kräwel, die Gefängnisse zu öffnen, gegen 1 Uhr; General von Boineburg begibt sich zu den festgenommenene SS-Führern ins Hotel Continental und bittet General Oberg, ins ins Hotel Raffael zu begleitn. Dort entschuldigt sich General von Stülpnagel damit, er sei einem "Mißverständnis" zum Opfer gefallen. Unter Hinweis auf die zahlreichen Fernschreiben kann Stülpnagel seine Rolle "glaubhaft" spielen. Einigung zwischen beiden Gruppen: das Ganze der Öffentlichkeit als Übung bekannt zu geben. (Gegen 2 Uhr.) Um 3 Uhr sind alle SS- und SD-Unterkünfte vom Heer geräumt. Stülpnagel wird zur Berichterstattung nach Berlin befohlen.

Berlin, Bendlerstraße: 0.15 bis 0.30 Uhr, Exekution des General Olbricht, Oberstleutnant von Haeften, Oberst Merz von Quirnheim und Oberst Graf von Stauffenberg durch dein Sonderkommando von 10 Unteroffizieren unter Führung von Leutnant Schady. Stauffenberg stirbt mit dem Ruf: "Es lebe unser heiliges Deutschland!".

Berlin, Bendlerstraße und ihre Gegenspieler: 0.10 bis 0.21 Uhr, Fernschreiben Fromms an alle Wehrkr. Kdos.: "Putschversuch blutig niedergeschlagen".

Beteiligte

Major
Wilhelm Graf zu Lynar (Schlossherr in Lübbenau)
* 3. Februar 1899 in Berlin
† 29. September 1944 in Berlin-Plötzensee
Die Familie wurde enteignet.