SS-Obersturmbannführer u. ev. Pastor
* 15.02.1899 in Hilchenbach
† 08.12.1986 in einem Altersheim in Neumünster
sein Grab befindet sich:
Neumünster, Nordfriedhof. Wahlgrab NO I 293.
1906
die Familie zieht nach Neumünster in Schleswig-Holstein
(1906 wurde sein Vater Ernst Szymanowski als Eisenbahnbeamter nach Neumünster versetzt.)
1917
Abitur
1917 - 1919
Dienst in der Reichswehr (1 Weltkrieg)
1919 - 1921
Studium (evangelische Theologie)
1924 - 1927
Pastor in Kating
ab 19.07.1926
Mitglied der NSDAP (Mitglieds Nu. 40 718)
1927 - 00.10.1933
Pastor in Kaltenkirchen
(Pastor Ernst Szymanowski war bereits 1926, ein Jahr bevor er nach Kaltenkirchen kam, in die NSDAP eingetreten. Die Nazi-Ideologie predigte er laut Zeitzeugen schon vor 1933, auch von der Kanzel.)
00.11.1933 - 00.08.1935
Kirchenpropst in Segeberg
ab 1934
Kreisschulungsleiter der NSDAP
(Szymanowski als Schulungsleiter der NSDAP 1934
»SS-Hauptsturmführer Szymanowski, Träger des Goldenen Ehrenzeichens, ist ehrenamtlicher Mitarbeiter bei II und regelmäßiger Überbringer von Nachrichten aus dem Reichskirchenministerium.«)
00.11.1934
Auf einer Parteiversammlung im November 1934 erklärte er auch, wer Deutschlands Unglück sei: "Der Jude, ob Marxist oder gleich in welcher Schattierung, ist immer das verderbenbringende Übel der Völker gewesen. Wo nur der geringste Anlass besteht, sein verderbenbringendes Gift auszustreuen, wird es gerade-zu gründlich besorgt."
ab 1935
Oberregierungsrat im Reichskirchenministerium
ab 13.09.1936
Mitglied der SS (Mitglieds Nu. 272 962)
Mitglied im Lebensborn
1936
Eintritt in den SD (SS-Untersturmführer)
Aus Beurteilungen des Sicherheitsdienstes der SS von 1938
»Oberreg. Rat Szymanowski ist ein würdiger SS-Führer, der für seine klare weltanschauliche Haltung zahlreiche Opfer gebracht hat und im Rahmen des Sicherheitsdienstes wertvolle Arbeit leistet.«
1937
In einem Fragebogen zur Ergänzung der Parteiakte betonte er 1937, im Besitz eines germanischen "Jul-Leuchters" zu sein.
1938
Austritt aus der Kirche
vier Jahre später meldete er auch den Austritt seiner drei Kinder. Seine Konfession gab er fortan mit "gottgläubig" an.
(am 1. November 1953 in seiner Heimatgemeinde Neumünster wieder eingetreten.)
30.01.1939
Beförderung zum SS-Sturmbannführer
00.03.1940 - 00.10.1940
Dienst in der Wehrmacht (Landesschützenbataillon)
1941 - 00.06.1942
Chef der Gestapostelle Oppeln
1941
Szymanowski ändert seinen Familiennamen von Szymanowski in Biberstein
00.06.1942 - 1943
Führer des Einsatzkommandos 6 der Einsatzgruppe C in Kiew
(Bis 1943 befehligte er dort die Ermordung von 2000 bis 3000 Menschen, überwiegend Juden. Diese Zahl gab er selbst in einer eidesstattlichen Erklärung für den amerikanischen Militärgerichtshof im Rahmen der Nürnberger Prozesse an.)
»Zwei Hinrichtungen hat er gleich zu Anfang beigewohnt, denn ›ich mußte doch sehen, wie das wirkt‹. Bei der ersten wurden 15 Mann mittels Maschinenpistole oder Gewehr durch Genickschuß erledigt. Bei der zweiten, ein Lastkraftwagen voll, etwa 40 – 60 Menschen, durch den Gaswagen hingerichtet. ›Ich halte diese Todesart aus humanitären Gründen für angebrachter. Sie ist menschlich angenehmer‹, der gedrungene Mann gestikuliert mit den wohlgeformten Händen. ›Die Leichen machten einen ruhigen und friedlichen Eindruck.‹
00.06.1943 - 00.02.1944
ohne Funktion
00.02.1944 - 29.04.1945
mit der Wirtschaftsabteilung des obersten Kommissars beim Reichstatthalter in Triest in Klagenfurt
01.07.1945
in Neumünster / Holstein verhaftet
Auszeichnungen:
Ehrenkreuz für Frontkämpfer
Goldenes Ehrenzeichen der NSDAP
Ehrendegen RFSS
SS-Totenkopfrieren
15.09.1947 - 10.04.1948
Angeklagter in der Verhandlung "US vs. Otto Ohlendorf et al. (Der Einsatzgruppen Fall)" vor dem US-Militärgericht IIa in Nürnberg
13.12.1947
Der Spiegel vom 13.12.1947 über Szymanowskis/ Bibersteins Verteidigung im Nürnberger Prozeß.
»Er kam dann nach Rußland. Er war dort in einem Kommando, wohl in ehrenamtlicher Stellung eines SS-Sturmbannführers, aber Staatsbeamter und nicht im Dienst des S.D. der SS. Massenerschiessungen sind während seiner Zeit nicht in seiner Kommandostelle vorgekommen. Biberstein macht einen aufrichtigen Eindruck. Man glaubt es ihm einfach im Gespräch, daß er weder etwas vortäuschen noch etwas beschönigen will.«
1948
im Einsatzgruppen-Prozess zum Tode verurteilt
Da fragt unvermittelt der Präsident mit verhaltener Spannung: ›Haben Sie denn wenigstens geistliche Zeremonien vor der Hinrichtung abgehalten, oder den unglücklichen Opfern ein Wort des geistlichen Trostes gespendet?‹ Die Antwort: ›Es waren Bolschewisten und der Bolschewismus predigt und unterstützt die Gottlosenbewegung. Ich bin auch als Pfarrer nicht verpflichtet, Menschen zu bekehren. Es ist nicht meine Art, mich aufzudrängen. Außerdem muß ich hier ein Wort anführen, das vielleicht nicht ganz der Würde des Gerichts entspricht: ›Man soll nicht Perlen vor die Säue werfen.‹.«
seine Verteidiger: Bergold Friedrich Dr. u. Ficht Oskar
1951
zu lebenslanger Haft begnadigt
09.05.1958
aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen. Maßgeblich dafür war der Einsatz der evangelischen schleswig-holsteinischen Landeskirche. (von seinem SS-Kameraden Propst Richard Steffen, Neumünster aus dem Gefängnis geholt)
nach 1958
Nach seiner Freilassung arbeitete er vorübergehend in der Kirchenverwaltung in Neumünster, bis er dort entlassen wurde. Danach fand er keine Anstellung im kirchlichen Bereich mehr und arbeitete bis zum Rentenalter in wechselnden, schlecht bezahlten Stellungen.
(Während seiner befristeten kirchlichen Anstellung bemühte sich Biberstein um eine feste Anstellung bei der Kirche. Hierfür schrieb er im August 1958 einen 14seitigen Bericht über seinen Lebensweg an die Kirchenleitung. Aber auch hier belog er die Kirche selbst in Teilen seiner Vita, über die die Kirchenleitung bestens Bescheid wusste. Seine Beschäftigung endete nach einem halben Jahr.)
Eidesstattliche Erklärung
Ich, Ernst Emil Heinrich Bieberstein, schwöre, sage aus und erkläre:
1. Ich wurde am 15. Februar 1899 in Hilgenbach, Kreis Siegen/ Westfalen geboren. Mein Name war früher Szymanowski. Ich besuchte die Volksschule in Mülheim an der Ruhr und in Neumünster/Holstein und das Humanistische Gymnasium, wo ich im Jahre 1917 mein Abitur machte. Vom Jahre 1917 bis März 1919 diente ich beim Militär als Schütze. Ab März 1919 bis 1921 studierte ich evangelische Theologie. Meine erste theologische Prüfung habe ich im April 1921 gemacht, danach ein halbes Jahr Predigerseminar und ein halbes Jahr Lehrfikariat. Die erste Anstellung als Pfarrer erhielt ich am 28. Dezember 1924 in Kating/Schleswig-Holstein und ab November 1933 bis August 1935 war ich Kirchenprobst (Suberintendant) in Bad Segeberg, Holstein. Im August 1935 wurde ich als theologische Fachkraft in das Reichsministerium für die kirchlichen Angelegenheiten nach Berlin berufen und war bis zu meiner Einziehung am 10. März 1940 in dieser Stellung tätig.
Als Angehöriger des Heeres habe ich am Westfeldzug (Holland, Frankreich) als Unteroffizier teilgenommen. Am 22. Oktober 1940 wurde ich vom Reichsbevollmächtigten für die innere Verwaltung u.k. gestellt und dem Chef der Sicherheitspolizei und SD zugewiesen.
Mit Wirkung vom 1. Juni 1941 bis Juni 1942 war ich Leiter der Stapostelle Oppeln.
Im Juni 1942 wurde ich nach Russland als Führer des Einsatzkommandos 6 der Einsatzgruppe C nach Kiew kommandiert, jedoch verzögerte sich meine Abreise nach Russland bis September 1942.
Ab Juni 1943 bis 1944 übte ich keine Funktion aus. Vom Februar 1944 bis 29. April 1945 war ich in der Wirtschaftsabteilung des obersten Kommissars beim Reichstatthalter in Triest in Klagenfurt beschäftigt. Ich kehrte dann nach Neumünster zurück und kam dort am 1. Juli 1945 in Haft.
2. Ich war seit 1926 Mitglied der NSDAP, meine Parteinummer ist 40 718. Seit 13.09.1936 war ich Mitglied der SS, meine SS Mitgliedsnummer ist 272 692. von 1934 bis 1935 war ich Kreisschulungsleiter in Bad Segeberg.
3. Während meiner Dienstzeit als Chef des Einsatzkommandos 6 in der Zeit vom September 1942 bis Juni 1943 sind in dem mir zugeteilten Raum cirka 2000 bis 3000 Hinrichtungen vom Einsatzkommando 6 vorgenommen worden. Ich selbst beaufsichtigte eine Exekution in Rostow, die mit Hilfe eines Gaswagens vorgenommen wurde. Die zum Tode bestimmten Personen wurden, nachdem ihnen Geld- und Wertsachen und zum Teil auch Kleidung abgenommen worden waren, in den Gaswagen eingeladen. Der Gaswagen fasste ungefähr 50 - 60 Leute. Das Fahrzeug fuhr dann zu einem Ort außerhalb der Stadt, wo Mitglieder des Kommandos bereits ein Massengrab geschaufelt hatten. Ich selbst habe das Ausladen der Leichen gesehen, ihre Gesichter waren nicht verzerrt.
Der Tod dieser Leute war ohne Krampferscheinungen eingetreten. Während der Entladung war kein Arzt, der den eingetretenen Tod feststellen hätte können, anwesend. Der Gaswagen wurde von dem Fahrer Sackenreuter aus Nürnberg gefahren. Derselbe war über den Gebrauch des Gaswagens genauestens unterrichtet und hatte Spezialkurse hierfür mitgemacht.
4. Während meiner Dienstzeit als Chef des Einsatzkommandos 6 hatte ich 2 Verbindung / Verwaltungsführer, zunächst Obersturmführer Niegbur und Untersturmführer Homann. Der letztere teilte mir eines Tages mit, dass das Einsatzkommando einen Überschuss von 100.000 Mark hatte. Dieser Betrag stammte von den zur Exekution bestimmten Personen, die Geld und Wertsachen abliefern mussten.
5. Da mein Einsatzkommando verschiedene Städte bearbeitete und von Zeit zu Zeit nur eine geringe Anzahl von Menschen auf einmal hinzurichten hatte, wurde nicht immer der Gaswagen gebraucht.
Ich habe auch Exekutionen, die mit der Feuerwaffe durchgeführt worden sind, beigewohnt. Die zur Exekution bestimmten Personen mussten am Rande der Grube niederknien und Mitglieder meines Kommandos gaben den Hinzurichtenden einen Genickschuss mit einer Maschinenpistole. Die getöteten Personen fielen danach meistens in die Grube. Ich hatte keinen besonderen Spezialisten für Genickschuss. Auch bei dieser Art von Exekutionen war kein Arzt anwesend.
6. Während meiner Dienstzeit als Leiter der Stapoleitstelle Oppeln, ist mir bekannt, dass durch Geheime-Reichssache angeordnet war, dass Leute von uns abzustellen seien, um in Kriegsgefangenenlagern nach bolschewistischen Triebkräften zu suchen. Diese Leute, die von diesen Kommandos aussortiert worden waren, wurden in das Konzentrationslager Auschwitz gebracht. Ich weiß nicht, was mit diesen Leuten in Auschwitz passiert ist.
Ich habe obige Aussage, bestehend aus drei (3) Seiten in deutscher Sprache gelesen und erkläre, dass dies die volle Wahrheit nach meinem besten Wissen und Glauben ist. Ich hatte Gelegenheit, Änderungen und Berichtigungen in obiger Erklärung zu machen. Diese Aussage habe ich freiwillig gemacht, ohne jedwedes Versprechen auf Belohnung und ich war keinerlei Zwang oder Drohung ausgesetzt.
Nürnberg, den 2. Juli 1947
Ernst Biberstein