Zigeunerlager Hodonin u Kunstatu
Übersicht
Tschechien, Region Jihomoravsky kraj, Bezirk Blansko
Bezeichnungen:
Strafarbeitslager, Internierungslager, Zigeunerlager, Übungsstätte der deutschen Wehrmacht, Lager der rumänischen Armee, Lazarett der sowjetischen Roten Armee, Internierungslager für Sudetendeutsche, Sommerlager für Jugendliche und Zwangsarbeitslager.
All diese Funktionen hatte das Holzbarackenlager im südmährischen Hodonín u Kunštátu im Laufe von nur zehn Jahren.
Das Lager war Bestandteil des Porajmos während der Zeit des Nationalsozialismus.
Ab November 1939 war das „Herumziehen" von Wohnsitzlosen im Protektorat Böhmen und Mähren verboten worden (Regierungserlasse vom 2. März und 28. April 1939).
Seit dem 10. August 1940 galt es offiziell als Straf-Arbeitslager, seine Größe war für rund 200 Menschen angelegt.
Eine grundlegende Änderung gab es am 02.08.1942, als das Straf-Arbeitslager zun Zigeunerlager wurde. Das Aufsichtspersonal bestand bis Sommer 1942 aus Polizisten aus dem Protektorat Böhmen und Mähren. Das Lager stand unter der Leitung von Štefan Blahynka, der im Winter 1943 vorübergehend nach Lety reiste, um bei der Handhabung einer Typhusepidemie zu helfen und um Häftlingstransporte nach Auschwitz vorzubereiten. Danach kehrte er nach Hodonín zurück und war bis zur Schließung Lagerkommandant.
Hodonín war für die in Mähren beheimateten Roma bestimmt, für die in Böhmen lebenden Roma wurde Lety u Písku ausgewählt.
Im August 1942 wurden 1169 Angehörige der als minderwertig eingestuften Bevölkerungsgruppe in Hodonín eingesperrt. Etwas später erhöhte sich die Zahl auf 1236. Die unerträglichen Zustände im Lager führten zu Unterernährung und Epidemien. In Hodonín starben zwischen August 1942 und September 1943 etwa 200 Internierte.
am 07.12.1942 werden mit einem Transport 91 Männer, Frauen und Kinder in das Vernichtungslager Auschwitz gebracht. (einige Quellen geben 46 Männer und 29 Frauen an)
In den Nachmittagsstunden des 21. August 1943 werden 741 Menschen zum nahe gelegenen Bahnhof gebracht. Kurz nach 21 Uhr kommt der Zug in Brünn an, und schon um halb zehn abends setzt er sich wieder in Bewegung. Halb drei in der Früh ist Ankunft in Mährisch Ostrau, wo die Protektoratspolizei die Waggons deutschen Sicherheitskräften übergibt. Um halb sieben verlässt der Zug Ostrau und kommt nach rund 48 Stunden im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau an. Dort finden alle Insassen den Tod in den Gaskammern.
1944 dient das Lagerareal als Übungsplatz für Soldaten der deutschen Wehrmacht - konkret für die Grenzpolizei und Panzergranatenwerfer. Kurz vor der Befreiung der Tschechoslowakei im Mai 1945 befinden sich auf dem Gelände auch Einheiten der rumänischen Armee, gefolgt von der Roten Armee, die dort ein Lazarett für 700 Soldaten einrichtet. Ein Teil der Verwundeten überlebt nicht und wird in der Nähe begraben.
Ende 1950 wurde das Lager definitiv geschlossen. Ein Teil der Häftlinge wurde etappenweise freigelassen. Die Anderen wurden vor Gericht gestellt und als Feinde des Staates verurteilt.
Mit Unterstützung der Stadtverwaltung von Kunstadt und der Regierung der Tschechischen Republik enstand 1997 das Denkmal, das am Ort der Massengräber etwa 150 Meter vom ehemaligen Lager entfernt errichtet wurde.
Auf dem Areal des ehemaligen Lagers entstand in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Erholungsgebiet Žalov mit Hütten, Freibad und einer Gaststätte. Nach der Samtenen Revolution entstand 1989 eine Diskussion darüber, wie das Gedenken an das KZ vor Ort angemessen zu gestalten ist. Am 15. Juli 2002 wurde der Ort durch ein starkes Hochwasser der Hodonínka überflutet. Im Februar 2009 schloss der Minister für Menschenrechte, Michael Kocáb, mit der Besitzerin des Erholungsgebiets eine vorläufige Vereinbarung über einen Aufkauf durch den Staat.