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Naumburg Stadtteil Elben |
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Kriegsgefangenenlager (Kommando 680) |
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Bezeichnung: Kommando 680
Gebiet Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel, Gemeinde Naumburg, Stadtteil Elben
Eröffnung Spätsommer 1940
Schließung 31. März (Karsamstag) 1945 Befreiung durch Einheiten der 9. US Pz. Div. des 5.Korps der 1.US-Armee
Opfergruppe Kriegsgefangene
Geschlecht Männer
Die Opfer (Namensliste) unvollständig Ravoux René Schneigeiger Leo
Zahl der Opfer
Die Täter
Rechtsgrundlage
Bemerkungen
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Ortsgeschichte Der Hardtkopf ist ein stark bewaldeter Berg von 363,8 m Höhe in der Gemeinde Elbenberg im nordhessischen Landkreis Kassel. Der Berg ist Teil des Habichtswalds und liegt im Naturpark Habichtswald. Am Nordhang des Bergs liegt das Schloss Elberberg, im ehemals Elberberg genannten Oberdorf der 1967 durch Zusammenschluss mit dem benachbarten Elben geschaffenen Gemeinde Elbenberg. Der Berg erstreckt sich von Elbenberg in südsüdöstlicher Richtung, entlang dem linken (östlichen) Ufer der Elbe. Im Jahre 1852 ließen die örtlichen Grundherren und Besitzer des Schlosses Elberberg, die Herren von Buttlar, die an der Elbe gelegene Hardtmühle von einer Sägemühle in eine Brauerei umbauen. Um das Bier sicher und kühl zu lagern, ließen sie in der Nähe, am Bachufer der Elbe, einen Felsenkeller in den Westhang des Hardtkopfs sprengen. Das vorgelagerte Portal mit Plattform und Balustrade und eine in der Nähe angelegte Kegelbahn waren Ort vieler Feste und Feiern der Familie von Buttlar und der Dorfbevölkerung.
Im heutigen Naumburger Stadtteil Elben befanden sich während des Krieges drei Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitslager.
Zur Ortsgeschichte sei bemerkt, dass der Naumburger Stadtteil heute etwa 1400 überwiegend evangelische Einwohner zählt. Während die Kernstadt Naumburg bis zum Reichsdeputationshauptschluß in 1803 jahrhundertelang zum Erzbistum Mainz gehörte und die Bevölkerung deshalb noch heute dort stark katholisch geprägt ist, gehörten die im Umland liegenden Orte zur Landgrafschaft, später zum Kurfürstentum Hessen. Im 17. bis 19. Jh. gab es nur einen geringen jüdischen Bevölkerungsanteil in Elben. Diese jüdischen Familien gehörten zur Synagogengemeinde Naumburg, wo zentrale Einrichtungen wie Synagoge, Judenschule und Friedhof vorhanden waren. Heute erinnert hieran in Elben nur noch der allmählich in Vergessenheit geratende Flurname Judenweg, der inzwischen durch Jahnstraße ersetzt worden ist. Die Bevölkerungsmehrheit in Elben und Elberberg war seit der Reformation ganz überwiegend evangelisch, sie war bis in unser Jahrhundert hinein in Elben stark bäuerlich geprägt, während in Elberberg eher Handwerker und Nebenerwerbslandwirte wohnten. Dazu kamen seit dem Ende des 19. Jh. zahlreiche Arbeiterfamilien, die ihren Lebensunterhalt in der etwa 30 km entfernten nordhessischen Metropole Kassel bestritten. Die Wahlergebnisse gegen Ende der Weimarer Republik zeigen in diesem traditionellen Milieu eine deutliche Polarisierung der Bevölkerung in Anhänger der Nationalsozialisten und der Arbeiterparteien. Während der Weimarer Republik blieb die SPD von 1919 bis 1930 stärkste Partei bei den Reichswahlen, veränderte sich ab 1928 das Wahlverhalten. Bäuerliche Kreise wählten zunehmend berufsständisch, und die im Mai 1924 erstmals kandidierende NSDAP war 1930 in Elben bereits viertstärkste und in Elberberg zweitstärkste Partei. Die absolute Mehrheit errang sie dann ab April 1932 in beiden Orten. Hierbei spielte für die Wahlerfolge der Nationalsozialisten im südlichen Teil des Landkreises Wolfhagen eine besondere Rolle, dass während der sogenannten Kampfzeit eine Reihe örtlicher Persönlichkeiten unter der Führung von Männern aus Elberberg und Heimarshausen sowie des Kreisleiters der Partei aus dem benachbarten Merxhausen die NSDAP organisierten und in 1930 bereits eine Ortsgruppe gründeten. Schon vor der Machtergreifung gab es in Elben neben der Ortsgruppe eine Organisation der Hitlerjugend, und der SA-Sturm 88 später Sturmbann III/83 (RW/Gießen 07.05.1934 Oberhessen (1935: Ostubaf. August Jakober, 1944 Ostubaf. Edmund Frosch) hatte unter der Führung eines Elberberger Einwohners zahlreiche Männer aus Elben und Elberberg in seinen Reihen. Unmittelbar nach der Machtergreifung wurden die SPD sowie der Arbeitersportverein aufgelöst und die politischen Gegner der Nationalsozialisten eingeschüchtert und mundtot gemacht. Die große Mehrheit der Bevölkerung identifizierte sich mit ihnen oder verhielt sich passiv, es gab aber auch Opfer unter den politischen Gegnern der Nationalsozialisten in den beiden Dörfern. Dies lässt sich fortsetzen bis zum Kriegsbeginn, als man sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass bevorzugt ehemalige Sozialdemokraten zum Wehrdienst eingezogen wurden.
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Die Daheimgebliebenen mussten während der Kriegsjahre die Arbeit der zum Wehrdienst eingezogenen Soldaten übernehmen. Zwangsarbeiter und Gefangene prägten nun vielfach das Dorfbild. Schon nach dem Polenfeldzug 1939 waren kurzzeitig Polinnen und Polen zwangsweise als Landarbeiter in den Ort gebracht worden. Im Spätsommer 1940 wurde dann unter der Bezeichnung Kommando 680 das erste Lager eingerichtet, als 28 französische Kriegsgefangene mit zwei deutschen Wachsoldaten aus dem Stalag IX A in Ziegenhain im Saal der Gemeindegastwirtschaft in Elben untergebracht wurden (es war Nachts regelmäßig verschlossen), und fortan im Dorf landwirtschaftliche Arbeit leisteten.
Im Allgemeinen wurden die französischen Kriegsgefangenen gut behandelt. Einer von ihnen fertigte später aus Dankbarkeit für die Familie Spangenberg, bei der er arbeitete, einen Grabstein an und stellte ihn auf dem Elbener Friedhof auf. Ein anderer Gefangener, René Ravoux, kehrte nicht nach Frankreich zurück, sondern heiratete im Juni 1945 in Elben und baute dort ein Haus.
Nur am Rande sei darauf hingewiesen, dass das Dorf bereits im 1. Weltkrieg Erfahrung mit damals kriegsgefangenen Russen gemacht hatte, die zu Straßenbauarbeiten eingesetzt wurden. Die von ihnen begonnene Straßenverbindung zwischen Elben und Balhorn wird noch heute Russenstraße genannt.
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Kritisch wurde die Lage für die Lagerinsassen noch einmal im Zusammenhang mit dem kampflosen Einmarsch der Amerikaner am 31.3.1945, als Einheiten der 9. Pz. Div. des 5.Korps der 1.US-Armee aus Richtung Süden durch das Elbetal in den Warburger Raum vorstießen. Mehrere Augenzeugen berichten übereinstimmend, ohne sich allerdings an das Datum genau erinnern zu können, dass ein SS-Trupp abends in das Dorf kam und man befürchtete, diese würden unter den Frauen im Tonloch ein Blutbad anrichten. Mehrere Frauen versteckten sich deshalb in einzelnen Häusern auf den Dachböden, andere suchten Zuflucht im Lager der französischen Kriegsgefangenen. Ob dieser SS-Trupp identisch ist mit den etwa 20 Männern der Arolser Waffen-SS, der sich noch am Abend des 31. März mit vorrückenden amerikanischen Soldaten im nahegelegenen Istha ein Gefecht lieferten, kann nur vermutet werden. Der Einmarsch amerikanischer Soldaten erfolgte am Vormittag des 31. März (Karsamstag) 1945. Panzer und Autokolonnen rollten unaufhörlich von Altendorf kommend in Richtung Naumburg. Bürgermeister Rudolph in Elberberg hatte zum Zeichen der Übergabe ein weißes Betttuch gehisst. Die Bevölkerung versteckte sich teilweise in den umliegenden Wäldern oder war in den Stollen geflüchtet. Nachdem ein amerikanischer Panzerspähwagen über den Hahnebachsweg zur Hardtmühle vorgefahren war, forderten die amerikanischen Soldaten die Bevölkerung zur Rückkehr in ihre Häuser auf, nachdem die Franzosen ihnen bestätigt hatten, dass keine deutschen Soldaten sich im Stollen befinden. Als dann weitere Spähwagen den Elbeweg herunterkamen, eilten Frauen aus dem Lager den Soldaten entgegen und berichteten von der guten Behandlung durch die Bevölkerung. Dann kam ein größerer Trupp Soldaten nach Elberberg und öffnete zunächst das Lager der Frauen, die ihre Befreier mit Umarmungen und Küssen begrüßten. Daraufhin schlugen die Soldaten in unmittelbarer Nähe in den Röddern ihre Zelte auf und übernachteten dort, nachdem sie durch das Dorf marschiert waren und Wachen am Ein- und Ausgang aufgestellt hatten.
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